Mein Hund hat plötzlich Angst beim Autofahren


Warum hat mein Hund plötzlich Angst beim Autofahren? Oder warum erschreckt er sich plötzlich vor irgendetwas?

Das ist eines der grossen Rätsel der Hundeerziehung: Wie kann ein Hund plötzlich Angst vor etwas haben, das er früher geliebt hat oder mit dem er zumindest einverstanden war?

Kurz gesagt: Es gibt mehrere Gründe, aber in den meisten Fällen hat es mit einer negativen Assoziation zu tun. Wie ich bereits in diesem Beitrag (Hund mag plötzlich seine Box nicht mehr), dargelegt habe, ist es sehr hilfreich, herauszufinden, was seine plötzliche Angst oder Abneigung verursacht.

Negative Assoziationen können unterschiedlicher Natur sein. Es ist zum Beispiel möglich, dass er Schmerzen oder ein unangenehmes Gefühl, laute Geräusche oder unangenehme Gerüche mit dem Aufenthalt im Auto in Verbindung bringt.

Aber in den meisten Fällen wirst du wahrscheinlich nicht herausfinden, was genau die Ursache für die plötzliche Angst deines Hundes ist. In diesem Fall empfehle ich eine Gegenkonditionierung. Mit genügend Geduld und Liebe sollte es für fast jeden Hund möglich sein, das Autofahren wieder zu mögen oder zumindest zu akzeptieren.

Warum hat mein Hund plötzlich Angst beim Autofahren?

1. Negative Assoziation

Es ist normalerweise ziemlich schwierig herauszufinden, was genau bei einem Hund eine negative Assoziation auslösen könnte.

Besonders beim Autofahren gibt es eine Million Möglichkeiten für negative Assoziationen, weshalb dein Hund plötzlich Angst davor hat. Das könnte der letzte Tierarzttermin sein, ein lautes Geräusch von draussen während der Fahrt, oder etwas im Auto sieht für ihn unheimlich aus. Mit ihrer empfindlichen Nase sind sie natürlich auch sehr sensibel, was Gerüche angeht. Aber wie schon gesagt, mit einer Gegenkonditionierung, auch Desensibilisierung genannt, kommst du wahrscheinlich wieder auf den rechten Weg.

Der Rest der Liste besteht jedoch aus einigen offensichtlicheren Dinge, die dazu führen können, dass dein Hund im Auto plötzlich ängstlich wird. Du könntest also versuchen, zuerst auf diese Dinge zu achten.

Ich beginne mit der negativen Assoziation im Allgemeinen.

Wie bekomme ich die Ängste meines Hundes im Auto in den Griff?

Negative Assoziation verlangt immer nach einer Gegenkonditionierung. Du musst deinem Hund wieder beibringen, dass es doch eigentlich das Grösste ist, mit dir im Auto unterwegs zu sein. Die drei magischen Worte sind in diesem Fall: Zeit, Leckerlis und Lob.

Zuerst solltest du herausfinden, ab welchem Punkt dein Hund Angst bekommt.

Ist es, wenn du das Haus verlässt? In diesem Fall kann es auch einen anderen Grund haben.

Liegt es auf dem Weg zum Auto?

Tritt seine Angst auf, wenn du das Auto öffnest?

Oder erst, wenn du zum hinteren Teil des Autos gehst?

Fängt es an, wenn du die Transportbox öffnen?

Wenn du die Box schliesst?

Oder erst, wenn du losfährst oder sogar erst nach ein paar Minuten Fahrt?

Wenn ein Hund plötzlich Angst beim Autofahren hat, kann seine Angst an verschiedenen Stellen auftreten. Und genau da muss man ansetzen.

Nehmen wir an, dass dein Hund bereits Angst hat, wenn ihr zusammen auf dem Weg zum Auto seid. Es liegt an dir, jeden Teil der Autofahrt – also auch den Weg zum Auto – zu einem tollen Erlebnis zu machen!

Schritt 1: Der Weg zum Auto

Nimm ein paar seiner Lieblingsleckerlis oder Erdnussbutter und führe ihn damit an. Wenn seine Angst an diesem Punkt noch nicht sehr ausgeprägt ist, kannst du vielleicht direkt zum Auto gehen. In diesem Fall gibst du ihm die Leckerlis erst, wenn ihr beim Auto angekommen seid. Lass ihn ruhig deine Hand von aussen ablecken, die Leckereien gibt es dann aber erst beim Auto. Wiederhole diesen Prozess, bis er keine Anzeichen von Angst mehr zeigt. Wenn seine Angst jedoch stärker ist und er anfängt zu zittern oder sich zurückzuziehen, musst du es langsamer angehen. Belohne ihn für jeden Schritt, bei dem ihr dem Ziel näherkommt, und mache dann eine Pause. Es kann durchaus einige Tage dauern, bis er ohne Stress zum Auto gehen kann.

Schritt 2: Einsteigen ins Auto

Dies kann ein wirklich kniffliger Schritt sein. Es ist wichtig, dass dein Hund sich selbst entscheidet, hineinzugehen. Zwinge ihn niemals mit Gewalt hinein, das macht die Sache nur noch schlimmer! Wenn er früher ohne Probleme hineinsprang, bitte jemanden um Hilfe, der deinen Hund hält, während du dich auf den Rücksitz deines Autos begibst. Halte nun die Leckerlis (es muss etwas sein, dem er nicht widerstehen kann!) nach hinten im Kofferraum oder durch die Stangen der Transportbox, wenn du eine hast. Versuche ihn nun zum Springen zu ermutigen, indem du ihm das Kommando mit viel Begeisterung gibst.

Bei starken Ängsten belohne jeden Schritt: Gib ihm aber immer nur ein wenig von der Belohnung, wenn er näher an das Auto herankommt oder die Vorderpfoten nach oben streckt. Und dann, wenn er hineingesprungen ist, kannst du ihm mit einer grossen Portion verwöhnen und kräftig loben. Wenn er wieder rausspringt, ist das in Ordnung, dazu kommen wir im nächsten Schritt.

Schritt 3: Im Auto / in der Kiste bleiben

Okay, du bist schon recht weit gekommen, jetzt ist es an der Zeit, dass dein kleiner Liebling auch wirklich aus freien Stücken im Auto oder in der Kiste bleibt. Jetzt, da du ihn dazu gebracht hast, reinzuspringen, kannst du das gleich noch einmal versuchen, während du hinten beim Auto stehst. Lass ihn mehrmals ins Auto springen und belohne ihn so lange, wie er drinnen bleibt. Gib ihm aber immer nur kleine Stücke. Wenn er sich hinsetzt oder sogar hinlegt, kannst du ihm eine grössere Menge Leckerlis geben! Auf diese Weise versteht er, dass er belohnt wird, wenn er ruhig bleibt.

Schritt 4: Die Box und das Auto schliessen

Für diesen Schritt ist es am besten, wenn eine der Beifahrertüren geöffnet ist, damit du deinen Hund hören kannst.

Schliesse kurz die Transportbox und öffne sie danach gleich wieder. Dieser Prozess wird solange wiederholt und die Zeitspanne immer etwas verlängert, bis er ruhig in der Box bleibt, ohne dabei zu jaulen oder zu zittern. Alternativ kannst du auch ein Kong-Spielzeug mit Erdnussbutter füllen und einfrieren. Das gibt deinem Hund etwa 15 Minuten Arbeit und lenkt ihn von allem ab, was Stress verursacht.

Sobald er ruhig ist, schliesse auch die Autotür.

Und jetzt heisst es üben, üben, üben. Wiederhole den gleichen Vorgang, bis es ihm gelingt, einige Minuten lang ruhig zu bleiben.

Schritt 5: Starte den Motor

Löst dies etwas in deinem Hund aus? Wenn nicht, versuche ein paar Sekunden lang zu fahren.

Wenn dies der Fall ist lässt du den Motor laufen, bis dein Hund für einen Moment aufgehört hat zu jammern oder zu zittern, schalte ihn dann wieder aus und versuche es weiter. Es ist sehr wichtig, dass du den Motor nicht abstellst, wenn er Anzeichen von Angst zeigt! Stelle ihn erst ab, wenn er sich kurz entspannt hat. Wenn die Situation mit laufendem Motor in Ordnung ist, fährst du nur ein paar Sekunden lang, hältst dann wieder an und holst deinen Hund raus (wenn er ruhig ist) Unternimm danach am besten etwas Lustiges, wie z.B. mit ihm spielen oder kuscheln, was auch immer ihm am besten gefällt.

Schritt 6: Fahr irgendwo hin, wo er Spass haben wird

In Ordnung, fast fertig. Dein Hund bleibt ganz entspannt, bis du losfährst. Jetzt ist es wichtig, ihm diese gute Erfahrung im Gedächtnis zu verankern. Achte darauf, dass die ersten Fahrten nach diesem Training kurz sind und immer irgendwo enden, wo er Spass haben kann, wie z.B. beim Spazierengehen, im Hundepark, in der Tierhandlung usw.

Wenn du so weit gekommen bist, hast du erfolgreich eine Gegenkonditionierung vorgenommen, und dein Hund sollte damit einverstanden sein, wieder im Auto zu sitzen!

Schritt 7: Geduld und Ruhe bewahren

Denke immer daran, dass der gesamte Prozess zwischen einigen Tagen und einigen Wochen dauern kann, je nachdem, was seine plötzliche Angst im Auto verursacht hat und wie stark sie ist.  Sei also geduldig, wie bei fast allem im Leben kommst du so irgendwann ans Ziel!

Es ist auch sehr wichtig, dass du selber immer eine ruhige Haltung einnimmst. Das färbt dann auf dein Fellbaby ab und wird ihm helfen, das Autofahren wieder zu akzeptieren.

Eine andere Sache, die manchmal Wunder bewirkt, ist ein Donnerhemd oder ein Kuscheltier. Das sind beides Dinge, die deinen Hund trösten und ihm helfen, sich sicher zu fühlen. Sie sind besonders hilfreich, wenn er im Auto etwas Unheimliches erlebt hat. Probiere es doch einfach aus, die meisten Hunde lieben es, kleine „Trösterchen“ bei sich zu haben, auch wenn sie vor nichts Angst haben.

Nun möchte ich dir einige spezifischere Gründe zeigen, warum dein Hund im Auto plötzlich ängstlich sein könnte, die ziemlich leicht zu erkennen sind:

2. Änderung der Routine

Hunde lieben Routine. Und sie können schnell gestresst werden, wenn sich etwas ändert.

Bist du normalerweise zu den gleichen Tageszeiten gefahren, hast aber in letzter Zeit etwas verändert? Oder bist du immer die gleiche Strecke gefahren und jetzt fährst du plötzlich eine andere? Oder hast du vielleicht im Auto selber oder in seiner Box etwas verändert?

Lösung

Wenn du in letzter Zeit etwas im Auto verändert hast, tausche es wenn möglich wieder zurück und beobachte, ob sich das Verhalten deines Hundes wieder normalisisert. Falls du eine andere Route fährst / fahren musst, solltest du einfach ein wenig Geduld haben, er wird sich bald daran gewöhnen.

3. Reisekrankheit

Ja, das ist ein weiterer Grund, weshalb dein Hund plötzlich Angst beim Autofahren entwickeln könnte.

Hunde können Reisekrankheiten bekommen, und ja, es kann ganz plötzlich passieren. Ich glaube, Baloo leidet an einer milden Form davon. Er fängt an zu jammern, wenn wir auf einer kurvigen Strasse fahren oder auch im Stop-and-Go-Verkehr.

Wenn dein Hund keine Probleme hat, ins Auto zu steigen, und es ihm normalerweise gut geht, er dann aber plötzlich nervös wird, könnte das der Grund dafür sein. Beobachte deinen Hund genau: Wann genau passiert das? Ist es – wie bei Baloo – wenn sich das Auto „stärker bewegt“ als wenn du nur geradeaus fährst? Dann wird ihm wahrscheinlich übel, obwohl er vielleicht ängstlich aussieht. Zwei sehr deutliche Anzeichen von Reisekrankheit bei Hunden sind starkes Hecheln und Erbrechen, möglicherweise begleitet von Zittern.

Lösung

Wie ich bereits in meinem anderen Beitrag über die Reisekrankheit bei Hunden dargelegt habe, ist die beste Lösung eigentlich die Prävention. Am besten ist es, wenn du ihn ein paar Stunden vor der Autofahrt nicht mehr fütterst. 2 weitere Dinge, die helfen können, sind Ingwer Tabs oder ein Donnerhemd, um ihn zu trösten.

Falls diese Präventionstipps nicht geholfen haben, ist das Wichtigste deine Reaktion. Bleib selber immer ruhig und mache keine große Sache daraus. Wenn er aufgehört hat zu jaulen (wenn er das überhaupt tut), mache eine kurze Pause, damit er frische Luft schnappen kann. Es ist jedoch sehr wichtig, dass du nur dann stoppst, wenn er kein unerwünschtes Verhalten mehr zeigt, wie z.B. Jaulen oder Bellen! Andernfalls belohnst du das schlechte Verhalten.

Du können auch während der Fahrt das Fenster ein bisschen aufmachen. Das ist besonders wichtig, wenn es heiss ist und die Klimaanlage nicht ganz bis zum Heck des Autos reicht. Frische Luft hilft in der Regel bei Übelkeit – bei Menschen und bei Tieren.

Was ihm auch Übelkeit bereiten kann, ist, wenn er steht und nach draußen schauen kann. Zuerst wird ihm schwindelig und dann vielleicht auch übel. Ich empfehle dringend, sich eine Transportbox oder einen Hundegurt zu besorgen, da er dadurch gezwungen ist, sich zu setzen oder sogar hinzulegen. Das hilft oft schon sehr viel.

4. Konditioniertes Verhalten

Manche Hunde versuchen, ihre Grenzen immer wieder zu testen. Vielleicht haben sie das Autofahren eigentlich ganz gut gefunden, aber eines Tages beschließen sie dann, ok, mir reicht’s!

Wie hast du reagiert? Hast du das Auto sofort angehalten und versucht, ihn zu beruhigen? In diesem Fall hat er wahrscheinlich gelernt, dass er Aufmerksamkeit bekommt, wenn er nur ein bisschen verrückt spielt oder sich ängstlich verhält. Deshalb wird er das auch weiterhin tun, denn Hunde lieben es, Aufmerksamkeit zu bekommen! Es ist dasselbe wie einer der Gründe, warum er sich im Auto aufregen könnte.

Lösung

Auch hier lautet das Lösungswort: Gegenkonditionierung. Es ist dasselbe wie bei der schlechten Assoziation, denn er assoziiert aufgeregtes oder scheinbar ängstliches Verhalten mit dem Erlangen von Aufmerksamkeit.

5. Schmerz

Der Hund meiner Eltern hatte plötzlich Angst vor Autofahrten und wollte nicht mehr ins Auto steigen! Als er älter wurde, konnte er nicht mehr so hoch springen, deshalb schlug er sich beim Sprung ins Auto immer die Pfote an, was offensichtlich weh tat. Daher wollte er nicht mehr in den Kofferraum, denn jedes Mal, wenn er es tat, war es schmerzhaft. Schlussendlich versuchter er der Situation immer auszuweichen.

Wenn dein Hund nach einem langen Wandertag oder einer Stunde im Hundepark nicht mehr ins Auto springen will, ist es auch möglich, dass er wund ist und einfach nicht mehr springen kann.

Lösung

Vergewissere dich, dass mit deinem Hund alles ok ist und er kein Problem damit hat, ins Auto zu springen. Wenn er nicht mehr so gut springen kann, kann eine Hunderampe helfen. Denke aber daran, dass du ihn auch darauf konditionieren musst, die Rampe tatsächlich zu benutzen. Dies mag für einen Hund anfangs beängstigend erscheinen.

6. Altersbedingte Gründe

Dies ist ähnlich wie bei Nummer 5. Aber vielleicht sind es keine Schmerzen im eigentlichen Sinne, sondern er ist einfach nicht mehr stark genug, um ins Auto zu springen. Oder er ligt nicht mehr bequem in seiner Box, weil er empfindlicher ist. Gelenkprobleme und Arthritis sind bei älteren Hunden recht häufig. Wenn du dir unsicher bist, konsultiere deinen Tierarzt.

Bei älteren Hunden kommt es auch häufig vor, dass sie empfindliche Ohren bekommen, was dazu führt, dass ihm schwindlig oder übel wird.

Lösung

Für einen älteren Hund ist eine Hunderampe obligatorisch! Oder du musst ihn ins Auto tragen, was nur bei kleineren Hunden möglich ist.

Für alle anderen möglichen Fragen wende dich sich bitte an deinen Tierarzt.

Kursempfehlung

Als frischgebackene Hundeeltern möchten wir natürlich, dass sich unsere Hunde gut entwickeln und auch gut erzogen sind. Ohne gewissenhaftes Training, ist das allerdings kaum machbar.

Du kannst also entweder einen professionellen Hundetrainer engagieren, um deinen Hund zu erziehen oder in eine Hundeschule in deiner Nähe gehen. Beides ist aber sehr zeitaufwändig und auf Dauer ziemlich teuer.

Ich bin deshalb ein grosser Fan dieses Online-Hundekurses von der renommierten Hundetrainerin Johanna Esser. Dort lernst du in 12 ausführlichen Modulen alles von den Basics der Hundeerziehung, über einen perfekten Rückruf, bis hin zum Anti-Jagd-Training. Diese 69.- EUR sind definitiv gut angelegt.

Schlussfolgerung

Wie du siehst, ist es in den meisten Fällen unmöglich zu sagen, warum dein Hund plötzlich Angst beim Autofahren hat.

Wenn du den Grund nicht herausfinden kannst, versuche einfach eine Gegenkonditionierung, und in ein paar Tagen oder Wochen sollte es ihm wieder gut gehen. Um deinem Hund zu helfen ruhig zu bleiben, kannst du auch auf beruhigende Hundeleckerlis zurückgreigen.

Schaue dir auch unbedingt meinen Reiseführer für die Reise mit einem Hund im Auto an, um auf die Straße vorbereitet zu sein!

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